Neue Studie benennt Ursachen der Vertragslösungen in der Berufsausbildung

Eine neue Studie des Soziologischen Forschungsinstitutes Göttingen (SOFI) zeigt, dass immer noch ein Viertel aller beruflichen Ausbildungsverträge jedes Jahr vorzeitig gelöst werden. „Dies ist oft sehr schwer für die betroffenen Jugendlichen, denn Vertragslösungen werden meist als Scheitern der Auszubildenden betrachtet und mit Blick auf ihre Berufswahl- und Ausbildungsfähigkeit diskutiert ohne den betrieblich-beruflichen Kontext zu sehen.“ so die ausbildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Kati Engel.

„Ein erschreckendes Ergebnis dieser Studie ist weiterhin, dass sich hier die sozialen Ungleichheiten fortsetzen, die bereits im Schulsystem immer wieder festgestellt werden: Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen brechen häufiger ihre Berufsausbildung ab, als ihre Kolleg*innen aus bessergestellten Familien.“ hebt die Abgeordnete Engel ein Ergebnis dieser Studie hervor.

Doch Vertragslösungen haben ihre Ursache nicht allein in den Schulabschlüssen der Auszubildenden. In - aus Sicht der Jugendlichen - unattraktiveren Berufen, in kleineren Betrieben und bei geringeren betrieblichen Ausbildungsinvestitionen fällt das Vertragslösungsrisiko ebenfalls höher aus. Dieses Risiko ist dann besonders hoch, wenn mehrere dieser Faktoren zusammenkommen.

Als Ergebnis benennt die Studie drei maßgebliche Faktoren, die immer wieder zu vorzeitigen Vertragslösungen führen:

Klein- und Kleinstbetriebe, die fast die Hälfte aller Ausbildungsplätze stellen, haben meist durch den wirtschaftlichen Druck zu wenig finanzielle und personelle Ressourcen, um eine Ausbildung optimal zu gestalten. Die Auszubildenden nehmen ihren Betrieb dadurch nicht als Lernort, sondern vor allem als Arbeitsort wahr.

Sozialisationsphase Ausbildung: Viele Jugendlichen erleben die Ausbildungszeit auch als Zeit des persönlichen Umbruchs. Neue Verhaltensanforderungen im Betrieb und private Umstellungen überfordern sie.

Mangelnde Kommunikation: Oft haben die Auszubildenden keine klaren Ansprechpartner und es werden keine regelmäßigen Anleitungs- und Feedbackgespräche geführt. Sie nehmen dies dann als fehlenden kollegialen Respekt, mangelnde Wertschätzung und als Ausdruck der eigenen Machtlosigkeit wahr.

„Damit legt diese Studie endlich den Fokus auf soziale Strukturen und Prozesse im Rahmen von Ausbildungsverhältnissen und nicht mehr auf die sonst üblich angeführte ,Ausbildungsunreife‘ von Jugendlichen.“, fasst Kati Engel abschließend zusammen. „Die Ursachen vorzeitiger Vertragslösungen von Ausbildungsverträgen, sind somit auch in den betrieblichen Ausbildungsbedingungen sowie in der Attraktivität des Ausbildungsberufs zu suchen. Dies bestätigen auch Analysen der Berufsbildungsstatistik.“

 

Link zur Studie „Exit statt Voice“: http://www.sofi.uni-goettingen.de/fileadmin/Publikationen/Wolf_2016_Exit_statt_Voice.pdf