Mehr Verantwortung zutrauen!

Bericht des Treffens mit der Landesschülervertretung

In gelöster Atmosphäre trafen wir uns am 24. April mit der Landesschülervertretung. Der Themenstrauß war entsprechend der Interessen, die die sieben Schülersprecher*innen und ihr Geschäftsführer mitgebracht hatten: er reichte von der Fahrtkostenerstattung für Berufsschüler*innen über das Unterrichtsausfall-Problem bis hin zu den Stärken und Schwächen bestimmter Fächer.

Zusammen mit unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Steffen Kachel hatte ich mich mit Maximilian Reichel-Schindler, Vorsitzender der Landesschülervertretung (LSV), Christoph Werz, Geschäftsführer der LSV im TMBJS, sowie weiteren LSV-Vertreter*innen getroffen. Die Landesschülervertretung setzt sich aus den gewählten Landesschülersprecher*innen jeder Schulart (Berufsschulen, Gymnasien,Gesamtschulen, Förderschulen, Regelschulen usw.) zusammen, die aus ihrer Mitte den Landesvorstand wählen, der die Arbeit organisiert und leitet. Im gemeinsamen Gespräch tauschten wir uns über Themen aus, die den Jugendlichen auf der Seele lagen.

Die LSV begrüßt das Vorhaben der Koalition, ein Azubi-Ticket einzuführen. Gleichzeitig haben sie aber auch darauf hingewiesen, dass die Schüler*innen der Oberstufe bei der Fahrtkostenübernahme außen vor gelassen werden. Denn diese liegt im Ermessen der Kreise und endet meist nach der 10. Klasse. Da ein ermäßigtes Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr nur bis zum 14. Lebensjahr erhältlich ist, stellt dies gerade im ländlichen Raum, wo die Schulwege weiter sind, für die Schüler*innen und ihre Familien eine große Belastung dar. Sie plädieren daher dafür, ein ausgeweitetes Schüler-Azubi-Ticket einzuführen.

Angesprochen wurde auch die fehlende Chancengleichheit, um einen höheren Bildungsabschluss erwerben zukönnen. Noch immer ist es vom Geldbeutel der Familie abhängig, welchen Bildungsabschluss junge Menschen erlangen können. Zu viel kosten Schulmaterialien, angefangen vom Übungsheft bis hin zum Taschenrechner, aber auch die Nachhilfe ist nicht billig.

Natürlich gehört die Inklusion von körperlich oder seelisch behinderten Menschen dazu. Im Koalitionsvertrag haben wir die Erarbeitung eines Inklusionsplans festgeschrieben. Von Desinteresse oder Resignation keine Spur. Gerade unter dem Aspekt der Schule wird es spannend und herausfordernd sein, nicht nur zu sehen, was junge Menschen für andere junge Menschen fordern, sondern diese Forderungen auch umsetzen zu können. Gemeinsam wollen wir uns dieser Herausforderung stellen.

Ein weiteres Anliegen des LSV-Landesvorstandes waren die Unterrichtsinhalte. Diese seien oft ohne aktuellen Bezug und würden mit veralteten Methoden vermittelt. Es kam die Frage auf, ob es nicht möglich sei, die Schüler*innen stärker in die Unterrichtsgestaltung einzubeziehen. Schließlich hat Schule den Auftrag, zu Mündigkeit und Eigenverantwortung zu führen. Aber dafür muss den Schüler*innen Verantwortung auch zugetraut werden. Oft werden sie nur an marginalen Entscheidungen, wie z. B. der Gestaltung der Klassenräume, beteiligt. Eine Partizipation bei der Unterrichtsgestaltung findet seltener statt. Dadurch erhalten Schüler*innen keine Gelegenheit, wichtige Kompetenzen zu erwerben und Themen zu behandeln, welche ihnen wichtig sind.

Davon abgeleitet kamen wir auch zudem letzten Diskussionsstrang, der Partizipation. Wieso wollen wir in Thüringen denn nicht mutig sein und weitere demokratische Strukturen in die Schule einbauen? In der Jugendhilfe lassen wir auch junge Menschen über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse diskutieren und entscheiden. Eine weitere Verzahnung von Schule und Jugendhilfe, über die schulbezogene Jugendarbeit, erscheint hier ein möglicher Ansatz.

Das Gespräch zeigte sehr deutlich: Erstens sind die Schülersprecher*innen selbst ein gutes Beispiel, dass den motivierten und kreativen jungen Menschen von heute ihre eigene Zukunft, aber auch die von anderen, eben nicht egal ist. Von Desinteresse oder Resignation keine Spur. Zweitens haben wir gesehen, dass unsere Fraktion, aber auch die Koalition, inhaltlich auf der Höhe der Zeit ist. Wir sehen die Probleme und denken in die gleiche Richtung wie die jungen Menschen. Wieviel wir davon in den nächsten Jahren umsetzen können, wird sich zeigen. Aber das eine ist schon sicher: im vertrauensvollen Gespräch und Miteinander mit der LSV und deren Vorstand werden wir bleiben.