"Werbung wirkt ein Leben lang"
Verbot von Werbung für ungesunde Lebensmittel weitreichend umsetzen
Die linke Kinder- und Jugendpolitikerin Kati Engel begrüßt das Vorhaben von Bundesernährungsminister Cem Özdemir zur Regulierung des Kindermarketings für ungesunde Lebensmittel: „Die Pläne sind eine gute Grundlage, um die Gesundheit von Kindern zu schützen und eine gesunde Ernährungsweise zu fördern.“
„Die Bundesregierung ist nun bei den anstehenden Regulierungsfragen in der Pflicht, den Schutz der Kindergesundheit über die Interessen der Produzent:innen ungesunder Lebensmittel zu stellen“, fordert die Landtagsabgeordnete. „Darüber hinaus brauchen wir für den Bereich des Kindermarketings zum Schutz der Kinder und Jugendlichen eine umfassende Regelung, die nicht nur die klassische Werbung im Fernsehen umfasst. Wichtig sind beispielsweise auch Beschränkungen für Influencerinnen und Influencer in den sozialen Medien oder eine Bannmeile im Umkreis von Kindergärten, Schulen, Jugendclubs und Spielplätzen.“
Eine ausgewogene Ernährung ist elementar für die Gesundheit, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Kinder und Jugendliche essen etwa doppelt so viele Süßwaren, aber nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen. Laut Robert-Koch-Institut ernähren sie sich außerdem zu viel von Fleisch und Wurst. Einer Untersuchung von foodwatch aus dem Jahr 2021 zufolge entsprechen 86 Prozent aller betrachteten Lebensmittel, deren Werbung sich durch Bärengesichter, Comicfiguren oder Glitzer an Kinder richtet, nicht den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation, sind also zu süß, salzig oder fettig.
Weltweit haben bereits 20 Länder an Kinder gerichtete Werbung mit verbindlichen Regeln eingeschränkt. Eine Untersuchung mit 79 beteiligten Staaten, die zwischen 2002 und 2016 durchgeführt wurde, zeigt, dass der Pro-Kopf-Verkauf von ungesunden Lebensmitteln in den Ländern mit einer verbindlichen Werbeschranke tatsächlich um knapp neun Prozent gesunken, dagegen in solchen ohne Beschränkung um knapp 14 Prozent gestiegen ist.
Kinder haben Rechte – auch ein Recht auf Medien: um sich zu informieren, ihre Meinung auszudrücken, sich mit anderen auszutauschen und Spaß zu haben. Kinder haben aber auch ein Recht auf Schutz – zum Beispiel auf den Schutz vor Werbung. Immer raffiniertere Werbeformen machen es Kindern schwer, diese überhaupt als Werbung zu erkennen.
Gerade junge Kinder können Werbung noch nicht von Informationen unterscheiden. Das bedeutet, sie nehmen alles gleichermaßen als „Wahrheit“ auf. Ob beispielsweise eine YouTuberin in ihrem Video zufällig ein bestimmtes Produkt benutzt, weil es zur Handlung gehört oder ob dahinter eine bestimmte Werbeabsicht steckt, ist nicht immer eindeutig erkennbar.
„Werbung wirkt – ein Leben lang. Die Persönlichkeit von Kindern soll sich gesund entwickeln können und sie befähigen, Entscheidungen selbstbestimmt und verantwortungsvoll zu treffen, seien sie für oder gegen einen Kauf oder ein anderes Verhalten. Zu viel Werbung und fehlende Begleitung durch Eltern oder Erwachsene im Umgang mit Medien kann die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern negativ beeinflussen“, so die Abgeordnete Engel abschließend.